11:00 – 12:15
PARALLELE FACHFOREN | Session 2
FF2.4
Moderation: Kerstin Haag, Fonds Gesundes Österreich
Inputs
Katja Wagner, Siemens AG
Christian Scharinger, Unternehmensberatung e.U.
Rafael Weissbrodt, Haute école de santé Wallis
Abstract: Technologische und gesellschaftliche Entwicklungen, wie die digitale Transformation, der demographische Wandel oder die zunehmende Individualisierung, verändern die Arbeitswelten. Miteinher gehen gesundheitliche Risiken, die der Aufmerksamkeit bedürfen. Die vorgestellte Studie aus dem iga.Report 44 unterstützt Beratende dabei, die verschiedenen Konzepte und die richtigen Ansatzpunkte für Sicherheit und Gesundheit in neuen Arbeitswelten kennenzulernen und so Risiken gezielt zu adressieren.
Dieser Input stellt die agile Organisation, die Soziokratie und die Holokratie, sowie die evolutionäre Organisation vor. Gemein ist diesen Konzepten die Betonung von Selbstorganisation und Selbstverantwortung der Beschäftigten, die Abflachung von Hierarchien, die stärkere Sinnorientierung und Flexibilität sowie die umfassendere Integration von Leistungspotentialen der Beschäftigten. Bezogen auf diese Konzepte werden drei Ansatzpunkte für die Präventionsarbeit und die BGF ausgearbeitet: Erstens bieten die Merkmale neuer Formen der Arbeitsorganisation Anknüpfungspunkte für die Präventionsarbeit und die BGF. Zentraler Gedanke ist es, die (Gesundheits-)Kompetenzen der Beschäftigten zu entwickeln. Die steigende Selbstverantwortung führt dazu, dass gesundheitliche Themen zunehmend eigenverantwortlich wahrgenommen werden, wofür entsprechende Kompetenzen erforderlich sind. Zweitens ergibt sich ein Ansatz für die Präventionsarbeit und die BGF aus den Veränderungsprozessen im Zuge der Umgestaltung von Arbeitsorganisationen. Gesundheitliche Belastungen sind in Phasen der Veränderung besonders hoch und Präventionsthemen müssen dann entsprechend direkt eingebracht werden. Drittens müssen sich Beratende für Prävention und BGF in den neuen Formen von Arbeitsorganisation zurechtfinden und wissen, wie sie Gesundheitsthemen gezielt einbringen können. Dies gelingt vor allem dann, wenn sich diese Fachleute selbst agile Arbeitsmethoden aneignen.
Im Sinne der österreichischen Gesundheitsziele, die „gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen“ schaffen wollen, und eines verstärkten Fokus auf Prävention wurde im Jahr 2019 die Nationale Strategie „Gesundheit im Betrieb“ entwickelt.
Zur Erreichung der Wirkungsziele – Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erhalten, fördern und wiederherstellen – sollen die drei Handlungsfelder ArbeitnehmerInnenschutz, Betriebliche Gesundheitsförderung und Betriebliches Eingliederungsmanagement zu einem ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagement zusammengeführt werden.
Mit gemeinsamen Standards und abgestimmten Maßnahmen wird die Komplexität für Betriebe reduziert, ein leichterer Zugang zu Beratung bzw. Unterstützungsleistungen gewährleistet und für Beschäftigte der gesundheitliche Nutzen optimiert.
Seit über drei Jahren haben Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Ländern, Sozialversicherung und Sozialpartnern wichtige Schritte zur besseren Abstimmung, Vernetzung und Kooperation der drei Bereiche gesetzt. So wurden u.a Teilprojekte wie die Entwicklung eines Zielsteuerungssystems, die Erarbeitung und Umsetzung eines BGM-Checks oder auch begleitende Öffentlichkeits- und Kommunikationsmaßnahmen – etwa in Form der Website www.gesundheit-im-betrieb.at – gestartet.
Im Zuge unseres Beitrages möchten wir die strategische und operative Entwicklung dieses Projektes, die Ziele, Maßnahmen und Umsetzungsschritte präsentieren.