15:15 – 16:30
PARALLELE FACHFOREN | Session 1
FF1.2
Moderation: Anja Mücklich, DGUV Akademie, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
Inputs
Marie-Noëlle McGarrity, Sucht Schweiz
Anja Mücklich, Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV
Oliver Scheibenbogen, Anton-Proksch-Institut, Siegmund Freud Privatuniversität Wien
Abstract: Technologische und gesellschaftliche Entwicklungen, wie die digitale Transformation, der demographische Wandel oder die zunehmende Individualisierung, verändern die Arbeitswelten. Miteinher gehen gesundheitliche Risiken, die der Aufmerksamkeit bedürfen. Die vorgestellte Studie aus dem iga.Report 44 unterstützt Beratende dabei, die verschiedenen Konzepte und die richtigen Ansatzpunkte für Sicherheit und Gesundheit in neuen Arbeitswelten kennenzulernen und so Risiken gezielt zu adressieren.
Dieser Input stellt die agile Organisation, die Soziokratie und die Holokratie, sowie die evolutionäre Organisation vor. Gemein ist diesen Konzepten die Betonung von Selbstorganisation und Selbstverantwortung der Beschäftigten, die Abflachung von Hierarchien, die stärkere Sinnorientierung und Flexibilität sowie die umfassendere Integration von Leistungspotentialen der Beschäftigten. Bezogen auf diese Konzepte werden drei Ansatzpunkte für die Präventionsarbeit und die BGF ausgearbeitet: Erstens bieten die Merkmale neuer Formen der Arbeitsorganisation Anknüpfungspunkte für die Präventionsarbeit und die BGF. Zentraler Gedanke ist es, die (Gesundheits-)Kompetenzen der Beschäftigten zu entwickeln. Die steigende Selbstverantwortung führt dazu, dass gesundheitliche Themen zunehmend eigenverantwortlich wahrgenommen werden, wofür entsprechende Kompetenzen erforderlich sind. Zweitens ergibt sich ein Ansatz für die Präventionsarbeit und die BGF aus den Veränderungsprozessen im Zuge der Umgestaltung von Arbeitsorganisationen. Gesundheitliche Belastungen sind in Phasen der Veränderung besonders hoch und Präventionsthemen müssen dann entsprechend direkt eingebracht werden. Drittens müssen sich Beratende für Prävention und BGF in den neuen Formen von Arbeitsorganisation zurechtfinden und wissen, wie sie Gesundheitsthemen gezielt einbringen können. Dies gelingt vor allem dann, wenn sich diese Fachleute selbst agile Arbeitsmethoden aneignen.
Moderation: Dr. Gert Lang, Fonds Gesundes Österreich
Raum Meersburg/Fischbach (EG)
Hintergrund und Ziel
Die Umwälzungen durch die Digitalisierung führen zu neuen Problemstellungen und immer dynamischeren Veränderungen der Arbeitswelt. Beginnt Qualifikation und Kompetenzerwerb erst, wenn Veränderungen und ihre Konsequenzen bereits Realität wurden, hinkt die Vorbereitung auf neue Arbeitsanforderungen immer hinterher. Ziel muss es sein proaktiv mit der Einführung neuer Technologien am Arbeitsplatz und den damit verknüpften Veränderungen in der Organisation umzugehen, wenn man Beanspruchungen vermeiden und den Kompetenzerwerb unterstützen will.
Methode
Zu diesem Zweck kann bei Planspielen die dynamische Computersimulation zukünftiger Arbeitsanforderungen mit der Vermittlung von Methoden zum Umgang mit komplexen Problemen und einem Coaching zur Reflexion des eigenen Planens und Handelns verknüpft werden. Die Beteiligten werden unterstützt, für Digitalisierungsvorhaben Strategien zu entwickeln, um die Kompetenzentwicklung und gesundes Arbeiten zu unterstützen. Zentral ist neben der fachlichen Vorbereitung vor allem, Planspiele als dynamische Lerngelegenheiten zu nutzen um mit der Unbestimmtheit, aber auch mit Konflikten und Interessengegensätzen und emotionalen Auswirkungen von Veränderungsprozessen umzugehen.
Umsetzung und Ergebnisse
Das für die Initiative Gesundheit und Arbeit entwickelte Planspiel spielt im Lager des fiktiven mittelständischen Unternehmens „Furniture-Store“, in dem Menschen unterschiedlichen Alters und Qualifikationsniveaus arbeiten. Ein Seminarformat mit einer Vorversion wurde im Rahmen des Masterstudiengangs „Management Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ der DGUV eingesetzt. Technische Veränderungen, Qualifikationsmaßnahmen und Reorganisationen bei Digitalisierungsprojekten können von den Beteiligten für die fiktiven Mitarbeiter geplant, umgesetzt und in ihren Konsequenzen für die Arbeitenden studiert werden. Im Rahmen des Beitrags wird das Planspiel und die ersten Erkenntnisse aus der praktischen Umsetzung vorgestellt.